Das Trendguide Interview mit Kornelia Grundmann über barrierefreie Hotelerie und Gastronomie.
Neueste Studien der Europäischen Kommission, – durchgeführt von Prof. Graham Miller von der University of Surrey – belegen, dass alleine in Europa jährlich 143 Milliarden Euro und 3.4 Mio. Arbeitsplätze durch barrierefreien Tourismus zusätzlich generiert werden könnten. Voraussetzung für die verlockenden Zahlen sind allerdings zuverlässige Angebote.
Solange der Begriff „Barrierefreiheit“ im deutschsprachigen Raum in erster Line mit Behinderung in Verbindung gebracht wird und der daraus resultierende Nutzen für alle nicht im Vordergrund steht, führt dies leider oft zu Missverständnissen. Zu dumm. Verbirgt sich gerade dahinter ein lukrativer Wirtschaftszweig mit enormem- Potential. Bereits heute sind 21% der Bevölkerung über 64 Jahre. Menschen werden älter und – noch bedeutender – Sie altern völlig anders.
Erinnern Sie sich, wie war es damals war, als Oma und Opa mit 60 Jahren bereits alte Leute waren. Heute beginnen diese in diesem Lebensabschnitt ein Studium, ziehen als Backpackers auf Weltreise, besteigen 7.oooer, oder schwingen sich für die Erfüllung des großen Freiheitstraums auf eine Harley Davidson. Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Kein Wunder, befinden wir uns doch gerade in einer tiefgreifenden, gesellschaftlichen Veränderung. In Zeiten wie diesen formen sich andere Grundwerte, gelebte soziale und politische Strukturen verändern sich. Einerseits sind wir mitten in einer Wandlungsphase, die ein Umdenken erfordert, andererseits gewinnt man den Eindruck, dass die meisten Entscheider an der Realität vorbei agieren und die Vorteile sowie den Komfort barrierefreier Gebäude und Einrichtungen nicht wirklich verstehen.

TG: Frau Grundmann, Sie beraten Unternehmen in Punkto Barrierefreiheit. Ein Thema, das wie ein Damoklesschwert über den Betrieben hängt. Muss ab Stichtag 1.1.2016 wirklich alles barrierefrei sein?
KG: Bei dem Gesetz, das Sie ansprechen, handelt es sich um das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz. Mit diesem Stichtag endet eine zehnjährige Übergangsfrist, die gewährt wurde, um alle öffentlichen Gebäude barrierefrei zugänglich und nutzbar sein.
TG: Und von welchen Gebäuden sprechen wir da?
KG: Das ist ja das Spannende: Darunter fallen auch Restaurants, Hotels, Arztpraxen, Geschäfte etc. praktisch alles außerhalb der eigenen vier Wände.
TG: Einige Hoteliers stehen der Thematik Barrierefreiheit noch skeptisch gegenüber. Wie beurteilen Sie das?
KG: Je schneller die Betriebe das enorme Wachstumspotential als Chance für sich erkennen, umso größer wird deren Profit sein.
TG: Was raten Sie den Hoteliers?
KG: Gleich ob sie um- oder neu bauen, sie sollten sich unbedingt Fach- und sachgerecht beraten lassen. Denn Halbwissen kann richtig teuer werden.
TG: Wie viele barrierefreie Zimmer braucht jedes Hotel?
KG: Der Gesetzgeber verlangt bis 50 Betten ein barrierefreies Zimmer, danach staffelt es sich. Der Markt hingegen verlangt wesentlich mehr.
TG: Viele Hoteliers wissen schon, dass es zeitgemäß ist, finden die Zimmer aber nicht gerade „sexy“.
KG: Dann empfehle ich denen, sich die Zimmer in den Hotels Kempinski, Bichlhof, Hochfilzer oder die Kaisersuites in Ellmau anzusehen und sich selbst von dem Komfort zu überzeugen.
TG: Welche Hotels oder Restaurants sind ihrer Meinung in unserer Region barrierefrei?
KG: Das Angebot ist derzeit noch sehr überschaubar. Außer den vorgenannten Hotels sind mir noch Zimmer im Kitzhof und im Arosa bekannt. Barrierefreie Restaurants sind das Restaurant im Casino, der Sportpark, die goldene Gams, das Restaurant Rosshimmel, s´Pfandl in Reith und natürlich die Gastronomie in den vorher genannten Hotels.

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